Beispiele aus der Praxis Davos
Praxisbeispiel Ausbildung im Spital Davos
Armanda Berri hat eine Lehre als Kauffrau im Spital Davos absolviert; Ausbildungsverantwortliche war Bernadette Felix. Ein Erfahrungsbericht.
Gespräch mit Armanda Berri
Frau Berri, Sie haben eine Lehre im Spital Davos trotz oder mit gesundheitlichen Einschränkungen gemacht. Worin bestand Ihre Einschränkung?
Ich hatte mit 15 Jahren einen schweren Unfall. Als Folge bin ich im Stehen und Gehen eingeschränkt. Für längeres Gehen brauche ich Stöcke.
Welche Rolle spielte reWork in Ihrer Ausbildung?
Zusammen mit meiner Case Managerin hatte ich damals mögliche Berufslehren evaluiert. reWork ist bei der Lehrstellensuche ins Spiel gekommen und hat die Lehrstelle im Spital Davos vermittelt. Davos war für mich ideal, denn ich war auf kurze Wege angewiesen: Ausbildungsbetrieb, Berufsschule, Physiotherapie und Wohnen (Personalhaus) – alles konnte in Davos stattfinden. Weiter hat mich die IV mit Hilfsmitteln unterstützt, auf die ich angewiesen war.
War die Berufslehre eine Herausforderung?
Ja. Doch ich bin sehr froh, dass ich diese Ausbildung machen konnte, denn heute lebe ich selbstständig. Natürlich war die Lehre eine Herausforderung. Es gab Höhen und Tiefen. Ich hatte regelmässig Therapien und der Alltag hat mich viel Zeit gekostet. Ich konnte die Lehre jedoch mit einem 80% Pensum absolvieren. So blieb mir genügend Zeit zum Lernen.
Was hat Ihnen in dieser Zeit am meisten geholfen?
Ein motivierendes Umfeld und zu wissen, dass ich Menschen zur Seite habe, die mir den Rücken stärken. Allen voran meine Eltern, die Ausbildungsverantwortliche Frau Felix, meine Case Managerin und auch die IV.
«Natürlich war die Lehre eine Herausforderung. Es gab Höhen und Tiefen. Doch ich bin sehr froh, dass ich diese Ausbildung machen konnte, denn heute lebe ich selbstständig.»
Die Case Managerin hat Sie während der ganzen Ausbildung begleitet. War diese Begleitung für Sie wichtig?
Sehr. Sie war eine zentrale Ansprechperson, an die ich mich jederzeit mit Problemen wenden konnte. Sie hat mich ermutigt, Probleme anzusprechen und mich darin unterstützt, Lösungen zu finden.
Sie haben vor der Lehre ein Praktikum gemacht. War das hilfreich?
Im Praktikum konnte ich schon im Betrieb und im Beruf ein Stück weit Fuss fassen. Ich hatte mit einem 40% Pensum begonnen. Schritt für Schritt haben wir dann das Pensum angehoben. Das war hilfreich, denn ich musste viele Prozesse an meine körperlichen Möglichkeiten anpassen und gleichzeitig lernen, mit einem eigenen Haushalt klarzukommen.
Sie haben die Ausbildung zur Kauffrau EFZ am Spital Davos 2021 erfolgreich abgeschlossen. Was machen Sie heute?
Nach der Lehre habe ich noch ein Jahr im Spital Davos Berufspraxis gesammelt. Heute arbeite ich als Kauffrau in einer Praxis. Eine Arbeit, die mir sehr viel Freude bereitet.
Interview wurde am 18.09.2023 aufgezeichnet.
Gespräch mit Bernadette Felix
Frau Felix, Sie haben anlässlich der Ausbildung von Armanda Berri mit reWork und der IV zusammengearbeitet. Wie sah die Zusammenarbeit aus?
Nachdem reWork eine Anfrage für einen Ausbildungsplatz gestellt hat, haben wir uns alle gemeinsam an einen Tisch gesetzt: Armanda, ihre Eltern, der Verantwortliche der IV, die Case Managerin sowie ich selbst als Ausbildungsverantwortliche. Gemeinsam haben wir geschaut, was möglich ist und wo es Unterstützung braucht.
Was war für Sie besonders hilfreich?
Die offene und klare Kommunikation war für mich sehr wichtig. Sie hat geholfen, Potenziale sowie mögliche Hindernisse, wie etwa notwendige Therapietage, frühzeitig zu erkennen. Die Zusage der IV, sich um Hilfsmittel und bauliche Anpassungen zu kümmern, gab uns als Ausbildungsbetrieb die Sicherheit, dass wir eine Lernende mit gesundheitlichen Einschränkungen tragen können. Ich habe diesen Prozess sehr positiv erlebt.
«Es ist bereichernd, junge Menschen zu begleiten und zu sehen, wie sie sich trotz aller Hindernisse weiterentwickeln und wachsen.»
Was sind intern die wichtigen Schritte?
Als Betrieb darf und muss man kritisch prüfen, ob das geht. Können beispielsweise alle Lernziele trotz Einschränkungen erreicht werden? Weiter muss man die Meinung des Teams unbedingt abholen, denn die Akzeptanz ist wichtig.
Können Sie anderen Ausbildungsbetrieben empfehlen, Lernende mit gesundheitlichen Einschränkungen anzustellen?
Sicher. Unsere Erfahrungen, auch mit anderen Lernenden in ähnlichen Situationen, waren durchweg positiv. Es ist bereichernd, junge Menschen zu begleiten und zu sehen, wie sie sich trotz aller Hindernisse weiterentwickeln und wachsen.
Interview wurde am 19.09.2023 aufgezeichnet.